Das ist eine Kleinigkeit für uns.
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Am nächsten Tag besucht Müller als erstes (первым делом) die Kunstakademie (die Akademíe). August! Wenige Studenten sind in den Ateliers. Die meisten (большинство) wohl (видимо, пожалуй) schon in den Ferien (на каникулах) , beim Jobben (подрабатывают: «при подработке, за подработкой») oder einfach am Wannsee beim Baden (купаются).
Alle seine vorsichtigen (осторожные) Fragen nach einem Kunststudenten Joachim Schönfeld waren Fehlanzeige (пустой номер: «неверное указание»). Niemand konnte sich an den Namen erinnern.
Kurz vor (незадолго до) 12 Uhr trifft Müller im Sekretariat eine freundliche Dame mittleren Alters (среднего возраста, das Alter), die sich bereit erklärt (заявляет, что готова), in den Akten nach 'seinem' Neffen – Notlügen (ложь во спасение: «лжи в беде, по необходимости»: die Not – нужда, беда + die Lüge – ложь) gehören (относятся, т.е. необходимы для) zum Geschäft (без лжи во спасение не обойтись) – zu suchen.
«Ja, hier habe ich den Namen: Joachim Schönfeld! Er hat an unsere Akademie vor drei Semestern studiert und sich dann abgemeldet (заявил об уходе, отчислился).»
Müller überlegt (раздумывает), warum sich die Menschen aus der Verwaltung (из руководства) immer so mit der Institution, in der sie arbeiten, identifizieren (отождествляют себя) , dass sie immer 'unsere' sagen.
«Fein (отлично), das ist immerhin (все же) ein Anhaltspunkt (зацепка: «точка, за которую можно держать, либо: у которой можно остановиться»). Haben Sie vielleicht in Ihren Unterlagen (в документации) auch seine Adresse?»
«Ja, aber die ist sicherlich (конечно, наверняка) schon alt: Forsterstraße 17.»
«Ach ja, das ist in Kreuzberg. Ich schau dort einfach mal vorbei (зайду). Vielen Dank für Ihre Hilfe (за вашу помощь). Und schöne Ferien...»
«Leider noch nicht!» lächelt die Dame. «Ich kann erst im September Urlaub machen. Dieses Jahr fahre ich nach Gerona, Nordspanien...»
Müller überlegt, ob er sagen soll, dass er Gerona und die Gegend um (область вокруг) Gerona sehr gut kennt. Sein Freund Felix wohnt dort. Aber die Dame wird ihn dann sicher (конечно, наверняка) in ein längeres Gespräch (в довольно длинный разговор) verwickeln (вовлечет: «запутает, запеленует»), und so sagt er nur:
«Wie schön für Sie (как хорошо для Вас). Ich wünsche Ihnen (желаю Вам) eine schöne Zeit, und vielen Dank nochmal (еще раз)...»
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Am nächsten Tag besucht Müller als erstes die Kunstakademie. August! Wenige Studenten sind in den Ateliers. Die meisten wohl schon in den Ferien, beim Jobben oder einfach am Wannsee beim Baden.
Alle seine vorsichtigen Fragen nach einem Kunststudenten Joachim Schönfeld waren Fehlanzeige. Niemand konnte sich an den Namen erinnern.
Kurz vor 12 Uhr trifft Müller im Sekretariat eine freundliche Dame mittleren Alters, die sich bereit erklärt, in den Akten nach 'seinem' Neffen (Notlügen gehören zum Geschäft) zu suchen.
«Ja, hier habe ich den Namen: Joachim Schönfeld! Er hat an unsere Akademie vor drei Semestern studiert und sich dann abgemeldet.»
Müller überlegt, warum sich die Menschen aus der Verwaltung immer so mit der Institution, in der sie arbeiten, identifizieren, dass sie immer 'unsere' sagen.
«Fein, das ist immerhin ein Anhaltspunkt. Haben Sie vielleicht in Ihren Unterlagen auch seine Adresse?»
«Ja, aber die ist sicherlich schon alt: Forsterstraße 17.»
«Ach ja, das ist in Kreuzberg. Ich schau dort einfach mal vorbei. Vielen Dank für Ihre Hilfe. Und schöne Ferien...»
«Leider noch nicht!» lächelt die Dame. «Ich kann erst im September Urlaub machen. Dieses Jahr fahre ich nach Gerona, Nordspanien...»
Müller überlegt, ob er sagen soll, dass er Gerona und die Gegend um Gerona sehr gut kennt. Sein Freund Felix wohnt dort. Aber die Dame wird ihn dann sicher in ein längeres Gespräch verwickeln, und so sagt er nur:
«Wie schön für Sie. Ich wünsche Ihnen eine schöne Zeit, und vielen Dank nochmal...»
Das war eine Fehlanzeige.
Notlügen gehören zum Geschäft.
Fein, das ist immerhin ein Anhaltspunkt.
Ich schau dort einfach mal vorbei.
Vielen Dank für Ihre Hilfe. Und schöne Ferien...
Ich wünsche Ihnen eine schöne Zeit, und vielen Dank nochmal...
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Forsterstraße. Als Müller das letzte Mal hier war, vor der Wiedervereinigung (до объединения Германии), war es eine typische Kreuzberger Gegend (область, район). Die Häuser alt und grau. Die Mauer (стена) war nahe (близко). Aber jetzt, fast (почти) alles neu renoviert (отремонтировано), und Müller zweifelt (сомневается), dass sich hier noch studentische Wohngemeinschaften (жилищные сообщества, die Gemeinschaft) die Mieten (квартплаты, die Miete) leisten (позволить себе) können.
Die Hausmeisterin (домоуправдом-женщина) in Hausnummer 17 bestätigt (подтверждает) seine Zweifel (сомнения, der Zweifel).
«Nee (не-а), ein Herr Schönberg wohnt hier nicht!»
«Schönfeld, gnädige Frau (милостивая государыня, die Gnade – милость), Schönfeld, Kunststudent.»
Müller ärgert sich (сердится), dass er die Kunsthändlerin nicht um ein Foto gebeten (не попросил о фотографии, bitten um etwas) hat. Er weiß ja selbst nicht einmal (сам даже не знает), wie Joachim aussieht.
«Kunststudent?» Die Hausmeisterin denkt angestrengt nach (напряженно раздумывает, sich anstrengen – напрягаться, прилагать усилия).
«Ja, warten Sie mal, da haben welche (некоторые = какие-то студенты) im dritten Stock gewohnt, so ne Kommune (что-то вроде коммуны). Die ham (= haben) irgendwas (что-то) mit Kunst gemacht.»
Müller zückt (вытаскивает, выдергивает наружу) einen 10-Mark-Schein (купюру), und obwohl (хотя) er sich keine Chancen ausrechnet (не рассчитывает), fragt er:
«Wo die dann hingezogen (куда они потом переехали, ziehen) sind, wissen Sie nicht zufällig (случайно, der Zufall – случайность)...?»
«Um Gottes Willen (ради бога), nee. Das war ein einziges Kommen und Gehen (проходной двор: «единственное, сплошное ‘прихождение и ухождение’») damals. Da wusste man ja nich (= nicht), wer zu wem gehört (кто к кому относится, кто чей, кто с кем). Aber fragen Sie doch mal gegenüber (напротив) bei Ali.»
«Bei Ali?»
«Ja, das ist der Türke, drüben (вон там) an der Ecke (на углу).»
Müller steht vor einem türkischen Lebensmittelgeschäft (перед продовольственным магазином, das Leben – жизнь; das Mittel – средство).
Der Besitzer (владелец) heißt nicht Ali, sondern Feridun Üstün und kann sich sehr gut an Joachim erinnern.
«Der hat mir sogar mal Plakate gemalt (рисовал, писал красками), für meinen Laden (для моего магазина, моей лавки). Aber den habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Bestimmt (определенно) seit eineinhalb Jahren (вот уже полтора года как) nicht mehr. Er wollte doch immer nach New York gehen. Damals hat er jedenfalls (во всяком случае) dauernd (все время: «продолжительно», dauern – длиться) davon geredet (об этом говорил).»
Müller kauft noch für das Abendessen ein (покупает /продукты/ для ужина) und denkt an das Ende seines Auftrages (о конце, завершении совего задания, поручения, заказа, der Auftrag).
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Forsterstraße. Als Müller das letzte Mal hier war, vor der Wiedervereinigung, war es eine typische Kreuzberger Gegend. Die Häuser alt und grau. Die Mauer war nahe. Aber jetzt, fast alles neu renoviert, und Müller zweifelt, dass sich hier noch studentische Wohngemeinschaften die Mieten leisten können.
Die Hausmeisterin in Hausnummer 17 bestätigt seine Zweifel.
«Nee, ein Herr Schönberg wohnt hier nicht!»
«Schönfeld, gnädige Frau, Schönfeld, Kunststudent.»
Müller ärgert sich, dass er die Kunsthändlerin nicht um ein Foto gebeten hat. Er weiß ja selbst nicht einmal, wie Joachim aussieht.
«Kunststudent?» Die Hausmeisterin denkt angestrengt nach.
«Ja, warten Sie mal, da haben welche im dritten Stock gewohnt, so ne Kommune. Die ham irgendwas mit Kunst gemacht.»
Müller zückt einen 10-Mark-Schein, und obwohl er sich keine Chancen ausrechnet, fragt er:
«Wo die dann hingezogen sind, wissen Sie nicht zufällig...?»
«Um Gottes Willen, nee. Das war ein einziges Kommen und Gehen damals. Da wusste man ja nich, wer zu wem gehört. Aber fragen Sie doch mal gegenüber bei Ali.»
«Bei Ali?»
«Ja, das ist der Türke, drüben an der Ecke.»
Müller steht vor einem türkischen Lebensmittelgeschäft.
Der Besitzer heißt nicht Ali, sondern Feridun Üstün und kann sich sehr gut an Joachim erinnern.
«Der hat mir sogar mal Plakate gemalt, für meinen Laden. Aber den habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Bestimmt seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Er wollte doch immer nach New York gehen. Damals hat er jedenfalls dauernd davon geredet.»
Müller kauft noch für das Abendessen ein und denkt an das Ende seines Auftrages.
Ich kann mir die Miete nicht leisten.
Wo die dann hingezogen sind, wissen Sie nicht zufällig...?
Um Gottes Willen, nee.
Das war ein einziges Kommen und Gehen damals.
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Am Abend zu Hause, vor sich ein feines Abendessen mit gefüllten (c фаршированными: «наполненными») Weinblättern (виноградными листьями, das Blatt – лист), Schafskäse (овечий сыр, das Schaf – овца + der Käse – сыр), Fladenbrot (лепешка, оладья) und einem kühlen Bier, rechnet er sich aus (рассчитывает, вычисляет) , wieviel er von dem Scheck zurückgeben muss.
Nach dem Essen ruft er Sophie Schönfeld an.
«Guten Abend, Frau Schönfeld, Müller hier. Meine Suche nach Ihrem Neffen hat leider ein negatives Ende gefunden. Joachim ist vermutlich (предположительно, vermuten – предполагать) in New York. An der Akademie hat er sich vor drei Semestern abgemeldet und...»
«Ja, ich weiß», unterbricht (перебивает, unterbrechen) ihn die Galeristin.
Müller ist sprachlos (бессловесен = потерял дар речи).
«Sie wissen das? Warum haben Sie mich dann beauftragt (поручили мне, дали задание), dass ich Ihren Neffen suchen soll, wenn Sie wissen, dass...»
«Herr Müller, ich wusste (знала), dass Joachim für zwei Semester in New York studieren sollte. Er ist damals zu mir gekommen und hat mir seine Pläne erzählt. Dass in Berlin nichts los sei (ничего интересного не происходит) in Sachen (что касается: «в вещах, делах») Kunst, und er für zwei Gastsemester in der Kunstmetropole New York studieren wollte (хотел бы). Aber das war vor über einem Jahr, und ich dachte, Joachim wäre längst zurück (давно уже вернулся)!»
Es entsteht (возникает) eine Pause, Müller überlegt, wie er die Sache mit dem Resthonorar ansprechen (как заговорить) soll.
«Herr Müller, äh, ich will es mal so formulieren (я бы так сформулировала), äh, Ihr Auftrag ist noch nicht zu Ende (Ваше задание еще не окончено)...»
Müller ist wieder sprachlos.
«Sie meinen (Вы имеете в виду),... äh...»
«Ja, Herr Müller, ich schlage vor (предлагаю), dass (чтобы) Sie weiter nach Joachim suchen. Der Junge ist vielleicht länger geblieben (на дольшее время остался, bleiben).»
«Ich soll ihn in New York suchen? Ich war noch nie in New York.»
«Dann wird es höchste Zeit (тогда давно пора: «самое высокое время»), mein Lieber (дорогой мой). Und was Ihr Honorar betrifft (что касается, betreffen), bin ich natürlich bereit, eine entsprechende Auslandszulage (соответствующую надбавку за работу за границей) zu bezahlen (заплатить).»
Jetzt ist Müller völlig (полностью, совершенно) sprachlos.
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Am Abend zu Hause, vor sich ein feines Abendessen mit gefüllten Weinblättern, Schafskäse, Fladenbrot und einem kühlen Bier, rechnet er sich aus, wieviel er von dem Scheck zurückgeben muss.
Nach dem Essen ruft er Sophie Schönfeld an.
«Guten Abend, Frau Schönfeld, Müller hier. Meine Suche nach Ihrem Neffen hat leider ein negatives Ende gefunden. Joachim ist vermutlich in New York. An der Akademie hat er sich vor drei Semestern abgemeldet und...»
«Ja, ich weiß», unterbricht ihn die Galeristin.
Müller ist sprachlos.